Musical-Darsteller brilliert in der Scheune Leiber mit
eindrucksvollem Gesang und Wandlungsfähigkeit
Bericht vom 24. Februar 2017
Seine ersten Bühnenerfahrungen machte Victor Petersen bei Auftritten der Tanzwerkstatt Damme und der Musical AG des Gymnasiums in Lohne. Nun ist er zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und brillierte am Freitagabend in der ausverkauften Scheune Leiber in Damme und am Samstagabend in der Aula des Gymnasiums in Lohne mit dem Solostück „Eine Frau Schau“. Mit seiner Countertenor-Stimme, einer für Männer ungewöhnlich hohen Stimmlage, und seiner Wandlungsfähigkeit begeisterte der Musical-Darsteller das Publikum.
Eingeladen zu der Veranstaltung in Damme hatte der Kunst+Kultur-Kreis, dessen Vorsitzender Dr. Lars Petersen an diesem Abend in einer Doppelfunktion die Gäste begrüßen konnte, denn er ist auch der Vater des Protagonisten.
Victor Petersen absolvierte ein Diplomstudium im Fach Musical an der renommierten Bayrischen Theaterakademie August Everding in München und eine klassische Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in München. Zurzeit ist er die Erstbesetzung für Professor Abronsius in dem Musical „Tanz der Vampire“ im Deutschen Theater in München.
Das Soloprogramm „Eine Frau Schau“ ist im Rahmen seiner mit Auszeichnung bestandenen Diplomarbeit entstanden. Das Stück habe er ausgewählt, da es „geschlechtslos“ sei und er so seine Stimmlage am besten zur geltend bringen könne, erzählt der Künstler. Für seine kleine Tournee durch Norddeutschland hat er das Programm weiter ausgebaut. Unterstützt wird er dabei von Timo Radünz, der Regie führt, für die Choreographie und Übersetzungen zuständig ist und bei den Aufführungen für einen reibungslosen Ablauf sorgt. Die Wiederaufnahme-Premiere war am Donnerstagabend in Lingen.
Das Stück ist frei an den Roman „Der Kuss der Spinnenfrau“ von Manuel Puig aus dem Jahr 1976 angelehnt. Victor Petersen spielt als zentrale Figur den homosexuellen Gefängnisinsassen Luis Alberto Molina, der sich seine Zelle mit dem Revolutionär Valentin teilt, den er ausspionieren soll, sich jedoch in ihn verliebt. Um dem trostlosen, grauen Gefängnisalltag zu entfliehen, träumt sich Molina in eine bunte Fantasiewelt. Fasziniert ist er von der Filmdiva Aurora. Überzeugend wechselt Victor Petersen immer wieder in die unterschiedlichen Charaktere, wandelt sich mal in eine Frau, mal in einen Mann. Mit Lichteffekten werden die Gegensätze zwischen dem grauen Gefängnisalltag und den Traumwelten gekonnt inszeniert. Intensiv zeigt Victor Petersen die Zerrissenheit des Gefangenen Molina, der sich zwischen Liebe oder Verrat entscheiden muss. In seinem Spiel wechselt er ausdrucksstark zwischen nachdenklichen Reflexionen, stimmgewaltigem, mitreißendem Gesang und choreografischen Einlagen.
Musikalisch begleitet wird er von der Pianistin Oresta Cybriwsky, die mit ihrem Spiel, die wechselnden Emotionen einfühlsam untermalt. Dabei reicht die musikalische Bandbreite von Oper über Musical bis hin zu Pop.
Victor Petersen benötigt nur wenige Requisiten: einen Stuhl, einen Spiegel, einen grauen Umhang-Fetzen, ein Bild. Er selbst erscheint vom Scheitel bis zur Sohle in tristem Grau, nur die Füße stecken in Damenschuhen aus schwarzem Lack. Allein mit Mimik, Gestik und seiner Stimme schafft er es, die unterschiedlichen Gemütslagen und Charaktere zu visualisieren.
Victor Petersen hat mit seiner anspruchsvollen und brillant umgesetzten Inszenierung das Publikum in seiner Heimat in seinen Bann gezogen. In Zukunft – das sind sich Viele sicher – wird von Victor Petersen noch häufig etwas zu hören und zu sehen sein. Hoffentlich auch bald wieder in seiner Heimat. (Bkm)
Fotos: Martina Böckermann