Volle Scheune mit Han’s Klaffl
Bericht vom 20.6.2014
Das Stehpult auf einer Bühnenseite, Flügel und Kontrabass am anderen Ende, mittendrin unermüdlich präsent der auf vierzig Jahre Berufserfahrung rückblickende Pädagoge, Musiker und seit sechs Jahren auch Kabarettist Han’s Klaffl. Ausverkauft war die Vorstellung mit Klaffls Soloprogramm
„40 Jahre Ferien – ein Lehrer packt ein …“ am 20. Juni in der Scheune Leiber. Die Zahl der Lehrer im Publikum bleibt dabei eine offenen Frage, doch Klaffl erkennt sie, denn „dieser Beruf lässt sich nie gänzlich verbergen“, so seine Einschätzung.
Als „Staatskabarettist auf Lebenszeit“ korrigiert er kopfschüttelnd die Schülerarbeiten am Stehpult. Seinen Frust darüber, dass nur der einzige Legastheniker in der Klasse das Wort Rhythmus richtig schreibt, dass G. F. Händel das „Hallo Julia“ komponierte und so manche Antwort gar nicht mehr auf die Frage rückschließen lässt, all dem begegnet er mit einem kräftigen Schluck Rotwein – und wundert sich schon lange nicht mehr. Schon diese Einführung wurde mit viel Gelächter und begeistertem Szenenapplaus quittiert. In über zwei Stunden „Frontalunterricht“ persifliert er dann über die Schule und ihre Pennäler, über Lehrerkonferenzen, Elternsprechtage, über das ADHS-Syndrom „…liegt‘s gar an der Lehrerschaft?“, auch über Nanointelligenz und über die „Besten im Schulwesen“, aufgestiegen ins Ministerium und in die Staatskazlei.
Eingehend wendet er sich den Klischee-Typen der Lehrer zu, dem Sedlmeier, der die alten Cordanzüge aus den 1970er Jahren aufträgt und allem mit einem „tja“ und ausdrucksstark prustend begegnet, der Kollegin Gütlich, die ständig tief betroffen einen zweistimmigen Tinnitus pflegt, dem Chemie- und Sportlehrer (gesprochen: „Schemie-“ und „Schportlehrer“) Gmeinwieser, der in knallengen Radlerhosen heute einer turnenden Mettwurst gleicht, und dem Altphilologen Gregorius, der Cicero noch persönlich kannte. Anhaltende Heiterkeit und Applaus um Applaus begleiten diese Schilderungen, die Han’s Klaffl wortgewandt und mit vollem Körpereinsatz auch pantomimisch verdeutlicht.
Zur grandiosen kabarettistischen Kleinkunst wird Klaffls Programm vor allem dann, wenn er an den Flügel und an den Kontrabass wechselt. Mit den Stücken „Another One Bites the Dust” von Queen, dem Valentino-Hit „Im Wagen vor mir“ und herrlich spöttischen Eigenkompositionen, wie u. a. „Hilfe, ich bin ein Lehrer, holt mich hier raus“ beweist er sich als Vollblutmusiker, der das Publikum mitreißt, es auch mal als Background-Chor einbindet, und für sein Können und seinen oft beißenden Witz mit begeistertem Applaus bedacht wird.
Han’s Klaffl beendet seine Tätigkeit als Lehrer noch diesen Sommer und legt mit seinem Ruhestand zum 1. August eine längere Auftrittspause ein. Dann will er sich mit einem neuen Programm wieder melden. So kann man es auf seiner Homepage lesen und dort gibt er auch Aufschluss über das Apostroph in Han’s, das sogenannte Deppenapostroph wie er es nennt, und was es damit auf sich hat.