Ignaz Netzer überzeugt mit rauchiger Stimme und Südstaaten-Bluessound
Bericht vom 27. Oktober 2017
Mit einem typisch schwäbischen „Grüss Gott’le“ begrüßte Ignaz Netzer am Freitagabend im Kontorhaus Dorfmüller sein Dammer Publikum. Doch dann war es erst einmal vorbei mit schwäbisch. Was folgte war Bluesmusik vom Feinsten, die nach Südstaaten, Mississippi und schwarzer Musik klang. Mit seiner rauchigen Stimme interpretierte der Sänger, Gitarrist und Liedermacher Blues-Balladen wie „Corinna, Corinna“ oder Gospelsongs wie „You gotta move“. Auch eigene Kompositionen wie „Rockin‘ my Blues away“ oder „Train to Coleraine“ standen auf seinem Programm. In launig humorvoller Art erzählte er wie er die Idee zu „Train to Coleraine“ hatte, während er auf einem Bahnsteig auf einen Zug wartete, oder wie sein Kater Willy in zu „Rockin‘ my Blues away“ inspirierte.
Eingeladen zu der Veranstaltung unter dem Motto „Blues und Bier“ hatte der Kunst+Kultur-Kreis Damme. Ignaz Netzer verstand es, die rund 60 Gäste aus der Reserve zu locken. Während die Zuhörer zuerst nur zaghaft mit den Füßen wippten, animierte er das Publikum immer wieder zum Mitsingen und Mitklatschen. So zeigte er bei dem Lied „Jesus“ seine Fähigkeiten als Entertainer mit den Worten „Ich habe ein interaktives Programm für mein Publikum entwickelt, bei dem das Publikum zuerst zuhört, dann klatscht, dann mitsingt, dann tanzt und zum Schluss höre nur noch ich zu“.
Ignaz Netzer entdeckte bereits mit neun Jahren die Bluesmusik für sich. „Durch das Radio meiner Oma“, erzählt er. Doch zuerst musste der im Allgäu geborene Junge ganz klassisch Blockflöte lernen. Schnell wechselte er jedoch zur Gitarre und gründete mit 14 seine erste eigene Band. Im Laufe der Jahre erarbeitete er sich auf der Gitarre die Technik und das Gefühl für den Blues, den man sonst nur von schwarzen Südstaaten-Musikern kennt. Daher wird er auch als „weißester Schwarzer von ganz Deutschland“ bezeichnet. Er gilt heute als Großmeister des deutschen Blues und gewann 2015 den „German Blues Award“. Auch das Dammer Publikum zog er mit seiner tiefen rauen Stimme in Kombination mit seinem überzeugenden Bluessound in seinen Bann. (Bkm)