Volker Neuhaus liest im Rathaus Damme aus seiner Grass-Biografie
Bericht vom 25. April 2014
16 Jahre alt war Volker Neuhaus als er das erste Buch von Günter Grass las: Die Blechtrommel. Seine Faszination für den „einzigen lebenden deutschen Weltautor“, wie er Günter Grass bezeichnet, ist bis heute geblieben. Am Freitagabend war der Literaturprofessor und Germanist auf Einladung des Kunst+Kultur-Kreises Damme e. V. zu Gast im Rathaus Damme und las aus seiner Biografie: Günter Grass: Schriftsteller-Künstler-Zeitgenosse.
„Das Leben von Günter Grass ist eine durch und durch deutsche Biografie“, erklärt Volker Neuhaus den anwesenden Gästen. „In der Tat ist das 20. Jahrhundert „sein Jahrhundert gewesen“ und Grass‘ Leben kann als das eines repräsentativen Vertreters dieses Jahrhunderts erzählt werden“, zitiert er aus dem Einleitungstext seines Buches. Geboren 1927 in Danzig, begeisterter Mitläufer in der Hitler-Jugend, Flucht und Vertreibung, Nachkriegszeit und aktiver Anteil an der Gestaltung der Bundesrepublik seien ein typischer Lebensweg in einer von Brüchen und Umbrüchen gezeichneten deutschen Geschichte. Auch seine bis 2006 verschwiegene Mitgliedschaft in der Waffen-SS würden Günter Grass zu einem Repräsentanten seiner Generation machen, die sich bis heute dem kollektiven Schweigen verschworen habe, so Neuhaus.
In seiner Lesung widmet sich Volker Neuhaus vor allem dem privaten Leben von Günter Grass und gibt den Zuhörern so einen Einblick in bislang weniger bekannte Facetten des Schriftstellers. Neuhaus erzählt von der Beziehung zu der Tänzerin Anna Schwarz und den Erinnerungen der Haustochter Margarethe Amelung. Ein „Nur-das-Allernötigste-Wohnstil“, die antiautoritäre Erziehung der Kinder, Kochen mit Fleisch, Fleisch, viel Fleisch sowie die überragende Gastlichkeit, die auf die Haustochter seinerzeit befremdlich wirkten, sorgen im Lesungspublikum für Schmunzeln.
„Günter Grass ist einer der treuesten Freunde, die ich kenne“, stellt Volker Neuhaus eine weitere Facette des Künstlers dar. So finden sich auch in dem Kapitel „Abschied“ Erinnerungen an Freunde wie Heinrich Böll, Walter Höllerer oder Willy Brandt. In der Lesung widmet er sich aber dem Abschied von der Hündin Kara, stellvertretend für die mehr oder weniger bedeutende Rolle, die Hunde in Grass‘ Werken gespielt haben.
In einem Exkurs bezieht sich Volker Neuhaus dann doch noch auf das politische Engagement Günter Grass‘, in dem er das sogenannte Griechenland-Gedicht vorträgt. „Die völlige authentische Eigenständigkeit, in dem er niemanden nach dem Mund redet“, macht für Volker Neuhaus die Faszination von Günter Grass aus. (Bkm)