Kinder-Theater von Janosch in Damme

So. – 15. November

„Kranksein ist gaaanich so schlimm…“

Wittener Kindertheater

Eine undefinierbare Krankheit hat der Kleine Tiger, doch alle Hilfsmaßnahmen, die sein Freund, der Bär, einleitet, bewirken nichts. Das ist die Ausgangssituation des Janosch-Stücks „Ich mach’ dich gesund, sagte der Bär“, das am Sonntagnachmittag das Wittener Kinder- und Jugendtheater in der Aula des Dammer Gymnasiums beim Kunst- und Kulturkreis aufführte.
Die Erwachsenen spürten die pädagogische Absicht sogleich: Hier soll den lieben Kleinen die Angst vor einer medizinischen Behandlung genommen werden. Hier will ihnen Janosch Lebenshilfe leisten und sie mit dem vertraut machen, was nun mal zum Kranksein dazu gehört. Also: Medizin schlucken, verbinden, ruhen, und falls das nichts hilft, geht’s ins Krankenhaus mit allerlei Untersuchungen, hier sogar mit einem „echten“ Röntgenapparat und Operation. Alles in allem dürfte eine solche Prozedur für ein Kind durchaus beängstigend und unbekannt sein.
Diese Angst zu nehmen, verstehen es die Schauspieler des Wittener Theaters hervorragend. Lesley Higl als Kleiner Tiger ist herzerfrischend unkompliziert und trotz seiner „Krankheit“ allzeit optimistisch. Sandra Hengster in der Rolle des Kleinen Bären überzeugt durch freundschaftliches Mitgefühl und rührende Hilfsbereitschaft. Dabei zelebrieren sie ihre eingängigen Texte in einer unverblümt-heiteren Art, die auch das Herumalbern als durchaus kindgemäß glaubhaft macht.
Andreas Richter entspricht in seinen Partien als Tante Gans, als Wolf und Doktor Walterfrosch allein schon stimmlich der kindlichen Erwartung, was dann die leicht identifizierbare Kostümierung (Hanne Eckart) einmal mehr unterstützt. Das übertrifft Marcus Jakovljevic als köstlich überkandidelte Schwester Lucie, als entschiedener Ziegenbock und geduldig erklärender Dr. Brausefrosch noch um einiges.
Der Bühnenumbau findet ganz nebenbei auf offener Szene statt, wird jedoch als solcher kaum bewusst, da erzählende Dialoge die Illusion beibehalten können. Die drehbaren Aufbau-Elemente sind eine Idee von Marina Schulze. Regisseur Ralph Reiniger hat zudem die feinfühlig untermalende Musik oder betont zusammenfassenden Songs geschickt integriert, so dass die Zielgruppe auf vielfach suggestive Weise eingestimmt wird. Die Ironie der Zeit wollte es, dass wohl wegen der augenblicklich grassierenden Schweinegrippe nicht wenige Karten zurückgegeben werden mussten. Aber da können wir uns der Erkenntnis des natürlich am Schluss geheilten Kleinen Tigers anschließen: „Das ist ja gaaanich so schlimm.“
Ach ja, was hatte er denn, der Kleine Tiger, das ihn aufs Krankenlager warf? Tja, einer seiner schwarzen Tigerstreifen war verrutscht. Kann passieren…

Rückblick: Wolfgang Friemerding

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