Dammes Westtor weckt Neugier auf die Innenstadt
Als Gegenpart zum Statt-Tor könne man die neu gestaltete Eisenbahnbrücke im Westen der Innenstadt sehen, die durch ihre künstlerische Gestaltung einen unübersehbaren Blickfang für alle Besucher Dammes biete. So sah es zumindest der Vater des Skulpturenpfades Franz-Josef Nordhoff, gleichzeitig auch Geschäftsführer des Kunst- und Kulturkreises Damme, der hierzu die Initiative ergriffen hatte.
Eine Menge Interessierte hatten sich am Mittwoch (12. August 2009) eingefunden: zahlreiche Nachbarn, Stadtratsmitglieder, Vertreter des Stadtmarketings sowie der Sponsoren, Kulturkreis- und Kunstbeflissene sowieschlichtweg Neugierige. Bürgermeister Gerd Muhle begrüßte sie herzlich und machte sogleich darauf aufmerksam, dass Damme 2009 besonders viele Kunstereignisse vorzuweisen habe. Der Vorschlag, die ehemalige Eisenbahnüberführung künstlerisch zu gestalten, sei aus dem Stadtmarketing hervorgegangen, einem Kreis, dem auch Franz-Josef Nordhoff angehört.
Seinem Engagement für den Skulpturenpfad im mittlerweile 25-jährigen Kunst- und Kulturkreis und vor allem seiner Hartnäckigkeit bei der Überwindung zahlreicher Hindernisse bis zur Realisierung sei es ganz maßgeblich zu verdanken, dass die alte Bahnbrücke nicht nur einen historischen, sondern nunmehr einen künstlerischen Wert habe.
Franz-Josef Nordhoff betonte in seiner Ansprache, dass hiermit Kunstwerk Nr. 43 im Skulpturenpfad der Öffentlichkeit übergeben werde. Es gehöre ganz und gar der Stadt Damme, wiewohl die Fa. Grimme Landmaschinen einen erheblichen Anteil an der Umsetzung habe, da sie bereit gewesen sei, Sachleistungen und viele Arbeitsstunden ihres Personals zur Verfügung zu stellen.
Zum andern lobte Nordhoff den umfangreichen Einsatz des städtischen Bauhofs unter seinem engagierten Leiter Bernhard Decker, der mit diversen Mitarbeitern die schweren Stahlplatten unter Aufbietung außergewöhnlicher Kräfte exakt angebracht habe. Eine zusätzliche Spende sei vom Wirt der Brennbar Hendrik Abeln gekommen.
Entwurf und künstlerische Umsetzung stammen übrigens von Gerhard Otto Arnold Schmidt, der in Dümmerlohausen ansässig ist und bereits drei markante Kunstwerke in der Dammer Innenstadt gestaltet hat: die gläsernenMoorbäume vor der Touristinformation, das Fensterbild Dammer Land im Rathausfoyer sowie den Pegasus vor der Buchhandlung im Alten Rathaus.
Als Hinweise für eine mögliche Interpretation gab Skulpturenkenner Nordhoff zwei Richtungen an: die breit durchgezogene gelbe Linie stehe für die Gradlinigkeit der Dammer und ihr Festhalten an bewährten Traditionen, ihr Gelb für das Gold, das Wohlstand anzeige, während die darüber gelegte rote Welle die Dynamik verdeutliche, von der die ganze Region in ihrer stetigen Entwicklung lebe und die als Signalfarbe auf die ungebrochene Vitalität der Dammer Leute verweise.
Diesen aufschlussreichen Worten schloss sich ein kleiner Umtrunk an, bei dem auch die Geschichte der Eisenbahnbrücke zur Sprache kam. Sie war als Teilstück der Strecke Damme Bohmte der Wittlager Kreisbahn zu deren Eröffnung 1914 gebaut worden. Nach Einstellung des Schienenverkehrs 1962 hatte man die Brücke abgerissen, allerdings 1973 gleich zweimal neu errichtet, um das südliche Industriegebiet über ein Stammgleis anzuschließen. Der zweimalige Neubau ergab sich dadurch, dass wegen eines Planungsfehlers die erste Durchfahrtshöhe zu niedrig angesetzt war. Nach Einstellung des Eisenbahnverkehrs entfernte die Stadt Damme im Jahr 2000 die Schienenstrecke. Von da an blieb die Brücke funktionslos und nur noch historisches Denkmal. Erst jetzt ist sie auch zum Kunstwerk geworden.
Am Rande der Gespräche stellten sich manche Kunstfreunde die Frage, ob denn der schwarze Jeep mit seiner fünf Meter hohen Stahlträger-Säule auf dem angrenzenden Parkplatz auch in den Skulpturenpfad aufgenommen werden solle.
Das war denn einmal mehr ein guter Anlass, die Kunstauffassungen zu diskutieren bekanntlich ein höchst reizvolles Thema.
Text: Wolfgang Friemerding